Interview mit Mathias Held, Landschaftsarchitekt FH bei Jenzer&Partner

In der Gemeinde Glarus hat die Sportanlage Wiggis im Rahmen einer umfassenden Renovierung eine Neugestaltung erfahren. Das ehrgeizige Projekt wurde von der Gemeinde Glarus als Bauherr realisiert und umfasste die Integration verschiedener Sportarten auf einer Multisportanlage mit Allwetterplatz. Eine besondere Herausforderung stellte die Entwässerungsplanung dar, insbesondere aufgrund der Schwierigkeiten bei Kunststoffbelägen, die das Wasser mit Spurenstoffen verschmutzen.Mathias Held, Landschaftsarchitekt FH bei Jenzer&Partner, war massgeblich an der Planung beteiligt.

Wir freuen uns, ihn für ein ausführliches Gespräch in Glarus begrüssen zu können. Im Interview mit Marco Dürst, Leiter Marketing und Technik von der ACO, wird Herr Held Fragen zum ehrgeizigen Projekt beantworten.

Herr Held, Sie sind Landschaftsarchitekt und spezialisiert auf die Planung von Sportanlagen bei der Firma Jenzer und Partner AG. Heute befinden wir uns auf dem Sportplatz Wiggis, in der Gemeinde Glarus im Kanton Glarus. Sagen sie doch einmal, wie lange planen Sie schon Sportanlagen?

Ja, eigentlich habe ich mich meine ganze berufliche Laufbahn mit dem Planen von Sportanlagen beschäftigt. Zwischendurch gab es ein paar Unterbrechungen, aber das hat mich schon immer fasziniert, vor allem auch, weil ich früher selbst viel Sport gemacht habe. Da war dieser Entschluss naheliegend.

Jetzt haben wir hier eine schöne neue Anlage. Können Sie uns einen Überblick über das Projekt geben?

Ja, wir haben hier eine Multisportanlage, wo wir verschiedene Aspekte auch des Schulsports unterbringen müssen. Hier befindet sich beispielsweise die Laufbahn, auf der wir uns momentan befinden. Zusätzlich gibt es einen Allwetterplatz, der Sportarten wie Weitsprung und Speerwerfen ermöglicht.

Auf der mittleren Ebene befindet sich ein Kunstrasenplatz, der als Minispielfeld mit Banden und Netz dient. Darüber hinaus gibt es eine Kugelstossanlage. Auf der obersten Ebene steht eine Fitness- und Trainingsanlage zur Verfügung, auf der die Muskulatur gestärkt werden kann.

Wir haben hier eine spezielle Situation mit der Entwässerung. Wie werden hier die einzelnen Flächen entwässert?

Wir verfügen hauptsächlich über eine Kunststoffoberfläche, die in Netstal viel Diskussionsstoff lieferte, insbesondere wegen einer anfänglichen Belastung in den ersten beiden Jahren, die als "First Flow" bezeichnet wird. In dieser Phase ist es entscheidend, die Wasserreinigung zu gewährleisten, sei es durch Ableitung in die Kanalisation oder durch eine Oberbodenpassage. Diese Details müssen mit den zuständigen Behörden ausgehandelt werden.

Aufgrund der begrenzten Fläche und der entfernten Anbindung an die Kanalisation haben wir eine spezielle Lösung gefunden. Hierbei wurde ein technischer Filter für das Sickerwasser der Kunststoffoberfläche eingebaut.

Und das waren die Vorgaben des Kantons?

Der Kanton hat ursprünglich festgelegt, dass das Wasser durch eine Oberbodenpassage gereinigt werden sollte. Jedoch stellte sich heraus, dass dies aufgrund der begrenzten Platzverhältnisse hier nicht umsetzbar ist. Zunächst hatten wir die Absicht, eine Oberbodenpassage abgelegen bei den Hecken unten zu errichten, aber der dafür benötigte Platz erwies sich als unverhältnismässig. Nach mehreren Sitzungen mit dem Kanton konnten wir schliesslich die Lösung mit dem technischen Filter realisieren.

Welche Schadstoffe sind zu erwarten bei so Flächen?

Kunststoff weist hauptsächlich DOC (Dissolved Organic Carbon) und PAK (Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe) auf, die als problematisch gelten. Daher wurde der Filter entsprechend auf diese Stoffe ausgelegt, um eine gezielte Filtration durchzuführen.

Sie haben bei dem Projekt sich dazu entschlossen mit ACO zusammenzuarbeiten. Was hat Sie dazu bewogen?

Wir haben nach einer bewährten Lösung gesucht und hatten Kontakt mit dem UMTEC, dem Technikum in Rapperswil. Dort erfuhren wir, dass es eine Arbeitsgruppe gibt, die bereits solche Filter für die VSA testet. ACO war Teil dieser Arbeitsgruppe, und wir versuchten, auf dieses Netzwerk zurückzugreifen. Dadurch könnten wir von dem bereits erarbeiteten Wissen profitieren.

Und wie konnte Sie ACO in der Planung und Ausführung unterstützen?

Wir sind mit ACO in Kontakt getreten, ich habe meine Probleme und meine Planung vorgestellt, woraufhin die Fachleute von ACO mich beraten haben. Es wurde festgestellt, dass es notwendig ist, einen Drosselschacht vor dem Filter zu installieren. Gemeinsam haben wir das Projekt so entwickelt, dass es optimal für diese Anlage geeignet ist.

Der Drosselschacht ist meiner Meinung nach auch wegen des gestauten Oberflächenwassers entstanden. Können Sie dazu etwas sagen?

Ja, der Drosselschacht wurde eingeführt, weil der Filter nicht genug Kapazität hat, um das gesamte anfallende Oberflächenwasser auf einmal zu bewältigen. Aus diesem Grund wurde der Drosselschacht installiert, um das Wasser im System der Kofferung unter dem Sportplatz zu stauen. Dies erfolgt nahtlos und kontinuierlich in den Filter, sodass das gesamte Wasser effizient verarbeitet werden kann. Daher wurde der Drosselschacht vor den Filter geschaltet.

Wird die Funktionsweise der Anlage im Rahmen des Projekts überprüft, insbesondere in Bezug auf die Filteranlage?

Ja, das UMTEC aus der Arbeitsgruppe führt das Monitoring durch, und bisher wurden bereits zwei Probenahme-Durchgänge durchgeführt.

Die Anlage ist nun seit einigen Monaten in Betrieb. Kann man schon etwas zum Wirkungsgrad des Technischen Filters sagen?

Ja, basierend auf den Ergebnissen, die ich erhalten habe, wurde beim DOC bei der ersten Messung etwa 50% herausgefiltert, und bei PAK konnten sogar mehr als 90% herausgefiltert werden. Das Resultat ist daher sehr zufriedenstellend. Wir haben diese Informationen auch dem Kanton zur Verfügung gestellt, und bisher gab es keine Rückmeldung. Daher gehe ich davon aus, dass die Ergebnisse positiv aufgenommen wurden.

Kann man also sagen, dass das Entwässerungskonzept mit dem Stauen, Drosseln und Filtern die Erwartungen erfüllt hat?

Absolut. So würde ich das beurteilen.

Inwiefern würden Sie die Installation eines technischen Filters in anderen Gemeinden empfehlen? Oder wird dies zum Standard für solche Anlagen?

Ja, ich denke, das hat definitiv Zukunft. In der Schweiz wird immer dichter gebaut, der Platz wird knapper, und daher benötigen wir Lösungen, die ohne Oberbodenpassage umsetzbar sind. Ein technischer Filter drängt sich förmlich auf. Ein weiterer positiver Effekt ist, dass wir keinen Oberboden mit einer solchen Passage verschmutzen, der dann entsorgt werden muss. Daher halte ich einen technischen Filter für eine gute Lösung. Man kann ihn austauschen, wenn er nicht mehr richtig funktioniert, und einen neuen, sauberen Filter montieren. Die Idee ist sowieso, dass besonders in den ersten zwei Jahren, bis der sogenannte "First Flush", wie ihn Gewässerspezialisten nennen, vorbei ist. Die Annahme ist, dass nach etwas zwei Jahren die Schadstoffe ausgewaschen sind und eigentlich kein Problem mehr darstellen. Die Einrichtung einer flächenintensiven Oberbodenpassage für nur zwei Jahre halte ich für unverhältnismässig. Daher wurde der technische Filter implementiert, und ich denke, das hat Zukunft.

Vielen Dank für das Gespräch auf dem Sportplatz Wiggis.